Temperatur und Luftfeuchtigkeit in der Dicken Beute

Im Winter 2019/20 habe ich täglich bei meiner Dicken Beute Nr. 1 und bei einer Warré-Beute jeweils Temperatur und Relative Luftfeuchtigkeit im Innern gemessen. Der Vergleich ist nicht besonders aussagefähig, da das Volk in der Dicken Beute zum Ende des Winters verstorben ist.

Diese erste Dicke (= dickwandige) Beute habe ich im Sommer 2019 gebaut. Holz: Weymouths-Kiefer. Wandstärke 50 mm. Zwischen Rähmchen und Dach ein dickes Leinentuch und ein Dämmkissen mit Kapok-Fasern. Der Wind kann durchs Dach streifen und Feuchtigkeit aufnehmen. (Prinzipien der Dicken Beute, siehe www.dicke-beute.de.)

In der Dicken Beute Nr. 1 ist Platz für 12 Rähmchen im Format »Kuntzsch hoch«. Gedacht ist dieser Ablegerkasten für die erste Überwinterung eines jungen Volkes.

Am 11. Juli 2019 einen kleinen Kunstschwarm einlogiert. In den folgenden Wochen immer wieder in Maßen zugefüttert. Ich habe das Volk »Rugier« genannt. (Wer oder was sind die Rugier?)

Bis September 2019 haben die Bienen in 8 Rähmchen Naturwaben gebaut, die gesamte erzeugte Wabenfläche entspricht etwa 5 Rähmchen (35 dm²).

Eigenwillige Besonderheit: Anders als erwartet haben die Rugier in der hinteren Ecke begonnen, ihre Naturwaben zu bauen (fluglochfern). Um an ihre Waben zu gelangen, müssen die Bienen in der Beute erstmal den Raum von 4 leeren Rähmchen durchqueren! Warum tun sie das?

Hier ein paar Fotos von der Dicken Beute Nr. 1.

Fernziel: schimmelfreies Haus! Von Spätsommer 2019 bis Frühjahr 2020 habe ich das Klima im Inneren der Beute beobachtet. Mein Ziel ist es, den Aufbau so zu verbessern, das die Bienen ohne Schimmel in ihrer Behausung über den Winter kommen können.

Aussagen über das Beutenklima (Temperatur, Relative Luftfeuchtigkeit, Schimmelanfälligkeit) in der Dicken Beute treffen, dabei nur soviel Aufwand wie nötig treiben

  1. Wie verläuft die Innentemperatur in Abhängigkeit der Außentemperatur? (Dämmwirkung, Isolation der Wände)
  2. Wie stark dämpfen die Wände Temperaturschwankungen von außen? Wie stark/wie schnell folgt die Innentemperatur der Außentemperatur? Wie stark müssen die Bienen Außentemperatur-Schwankungen ausgleichen?
  3. Genügt die Wandstärke, um innere Oberflächentemperatur so hoch und relative Luftfeuchte so niedrig zu halten, dass Schimmelbildung verringert/verhindert wird?

Ab Mitte Oktober habe ich gleichartige Messungen in meiner Warré-Beute (Wandstärke 2,2 cm) am selben Standort vorgenommen.

In weiteren Messreihen möchte ich dann mit anderen Beutentypen (Bienenbox, Oberträgerbeute = Top Bar Hive, …) vergleichen. Dafür muss ich aber diese Beuten noch vorbereiten.

Zwei gleiche Messgeräte pro Beute: Zwei kombinierte Thermometer/Hygrometer mit Messfühler an Kabeln (»TFA TERRACHECK Thermo-/Hygrometer«, Foto, gekauft bei conrad.de).

Ich habe die zwei Messfühler so platziert:

  1. Direkt über der Mitte der besetzten Waben, zwischen Abdecktuch auf den Oberträgern und Dämmkissen.
  2. In der Ecke über den Waben, zwischen Abdecktuch auf den Oberträgern und Kissen

Messfühler zwischen Oberträgern und Isolation: Auf den Oberträgern liegt ein dickes Leinentuch als Schutz und für die Propolisierung durch die Bienen. Darüber befindet sich die »Schapka«, ein Rahmen mit einem Dämmkissen. Das Dämmkissen ist mit Kapok-Fasern gefüllt und sorgt für eine gute Isolierung. Es nimmt leicht Feuchtigkeit auf und gibt sie genauso leicht wieder ab. Die Messfühler habe ich auf dem Leinentuch, unter der Schapka plaziert.
Achtung:Weil die Rugier fluglochfern gebaut haben, liegen die Rand-Messfühler (bienenfern) schräg oberhalb des Fluglochs, und nicht fluglochfern, wie man es vielleicht erwarten würde.

Genauigkeit: Vor dem Einsatz habe ich die Messgeräte einige Tage nebeneinander liegen gelassen. Die Abweichung von einem Gerät zum anderen war nie größer als eine Ziffer der letzten Stelle. Auch wenn ich nicht weiß, wie absolut genau die Messungen sind, vergleichbar sind sie auf jeden Fall.

Ablesezeitpunkte: Ich lese täglich am späten Vormittag die Temperaturen und Werte für die relative Luftfeuchtigkeit ab. Damit möchte ich sicherstellen, dass ich jeweils den tiefsten und höchsten Wert des Vortages und der vergangenen Nacht ablese. Die Temperatur erreicht meist am Nachmittag den Höchstwert und am frühen Vormittag den Tiefstwert. Bei der Luftfeuchte ist es ungefähr umgekehrt.

Am 6. September 2019 habe ich alle zwei Stunden die aktuellen Werte abgelesen.

Die Lufttemperaturen an diesem sonnigen Spätsommertag sind in der grauen Kurve abgetragen. Die Legende ist die gleiche wie im großen Diagramm weiter unten.

Die Außentemperatur hatte 16 Uhr ihren höchsten Wert. Man kann sehen, wie die anderen Kurven der Außentemperatur um mehrere Stunden »hinterherlaufen«.

Der späte Vormittag scheint mir ein guter Zeitpunkt zwischen den Extremwerten der Nacht und des Tages

6 8 10 12 14 16 18 20 22 Uhr 0 10 20 30 40 50 60 70 Temperatur (°C) und Rel. Luftfeuchte (%) Außentemperatur Rand Temperatur innen Mitte Rand Luftfeuchte innen Mitte
Klimawerte in der Beute: Darstellung im Diagramm
  Gefüllte Balken: Temperatur Gestreifte Balken: Relative Luftfeuchte
Grüne Balken:
Über dem Bienensitz
Temperatur über den bewohnten Waben.
Meistens wird das der Brutbereich sein.
Relative Luftfeuchte über den bewohnten Waben.
Rote Balken:
Am Rand (= bienenfern)
Temperatur über der volks-fernen Ecke. Relative Luftfeuchte über der volks-fernen Ecke.

Die Y-Achse hat für Temperaturen und Luftfeuchte-Werte eine gemeinsame Achseneinteilung. Die Temperaturen sind in °C dargestellt. Die Relative Luftfeuchte ist in % dargestellt.

Minimum und Maximum: Jeder Balken stellt den Bereich zwischen kleinstem und größtem Wert für den Zeitraum dar. Aktuelle Werte zum Uhrzeit des Ablesens sind nicht dargestellt.

Kombinierte Darstellung für einen Tag: Die zusammengehörenden roten und grünen Balken stehen nur nebeneinander, damit sie sich nicht gegenseitig verdecken können. Sie gehören jeweils zum gleichen Zeitfenster. Im Zweifel können Sie am grauen Balken für die Außentemperatur erkennen, wo ein Tag beginnt und endet.

Breite Balken: Wenn die Werte für einen Tag fehlen, dann fasst der nächste Balken Höchst- und Tiefstwerte mehrerer Tage zusammen.

Außentemperatur: Die grauen Balken repräsentieren den Bereich zwischen niedrigster und höchster Lufttemperatur im Schatten außerhalb an der Beute.

Die Außentemperatur ist in der Betrachtung die »unabhängige Variable«. Die anderen vier Werte sind die »abhängigen Variablen«. Temperatur und Luftfeuchte in der Beute folgen ganz allgemein dem Lauf der Außentemperatur.

Anzeigen: 17.8.19 27.8.19 6.9.19 16.9.19 26.9.19 6.10.19 16.10.19 26.10.19 5.11.19 15.11.19 25.11.19 5.12.19 15.12.19 25.12.19 4.1.20 14.1.20 24.1.20 3.2.20 13.2.20 23.2.20 4.3.20 14.3.20 24.3.20 3.4.20 0 10 20 30 40 50 60 70 80 100 Temp. (°C) Rel. Luftfeuchte (%) Außentemperaturbereich Temperaturbereich über dem Bienensitz Temperaturbereich in der Ecke der Beute Relative Luftfeuchte über dem Bienensitz Relative Luftfeuchte in der Ecke der Beute Die zweiten Messfühler von der nahen in die bienen-ferne Ecke verlegt Durchsicht, Futter reingestellt, ein Regentag Deckel kurz geöffnet, Futter aufgefüllt Deckel kurz geöffnet, Futter aufgefüllt Ein Regentag wirkt sich kaum aus Deckel kurz geöffnet, Futter aufgefüllt Deckel kurz geöffnet, Futter aufgefüllt Deckel kurz geöffnet, Futter aufgefüllt Von 12 auf 8 Rähmchen eingeengt Min: -3,6°C Min: -4,4°C Min: -4,6°C Min: -1,8°C Min: -3,1°C Min: -0,5°C Min: -4,4°C Min: -3,7°C Min: -1,1°C Min: -0,5°C Min: -1,9°C Min: -0,9°C Min: -4,9°C Min: -5,8°C Min: -2,2°C Min: -2,5°C Min: -0,9°C Min: -2,4°C Nieselregen, Regen, feucht Dickere Schapka: von 20 auf 50 mm

Beobachtung und Auswertung

Ich versuche immer, das typische an den Beobachtungen zusammenzufassen. Es kommt auf Erfahrungswerte und Trends an. Ganz große Genauigkeit oder einzelne Ausreißer sind nicht wichtig!

Habe die Beute noch einigemale geöffnet, um Zuckerwasser zum Füttern aufzufüllen.

Temperaturen

  • Außentemperaturen 5°C … 25°C
  • Temperatur über der Brut: 24°C … 32°C,
    nur 3-5 Grad Schwankung im Tagesverlauf
  • Die Temperatur über der Ecke liegt niedriger und schwankt stärker: 12°C … 25°C.
    5-8 Grad Schwankung im Tagesverlauf

Ich möchte keine aufwendigen statistischen Berechnungen betreiben. Es ist aber auch so zu erkennen, dass beide Temperaturverläufe die Schwankungen der Außentemperatur irgendwie mitmachen (korrelieren).

(Ausreißer könnten auf das Öffnen der Beute zurückzuführen sein.)

Relative Luftfeuchtigkeit

  • Über der Brut: meist zwischen 35% und 47%
    Das ist vermutlich sogar niedriger als draußen!
  • Über der Ecke ist die Luftfeuchte höher und schwankt stärker: 55% … 78%. (Unter 80% besteht keine Gefahr, dass sich Schimmel bildet.)

Äußere Einflüsse machen sich hier bei den Schwankungen bemerkbar: ich deute das so, dass das Öffnen der Beute und ein Regentag für ein paar Tage zu höherer Luftfeuchte in der Beute führt, besonders in der volks-fernen Ecke. Für die »ferne Ecke« könnte man vermuten, dass die Luftfeuchte umso höher ist, je niedriger die Außentemperatur.

Das Füttern ist beendet. Damit kommt auch keine Feuchtigkeit mehr direkt in die Beute.
Die Bienenwohnung ist jetzt eingeengt. Die Bienen müssen nur noch ⅔ des bisherigen Volumens temperieren.
Habe die Beute kaum noch geöffnet. Die Bienen sind drinnen ungestört.

Temperaturen

  • Die Temperaturen in der Beute scheinen ganz langsam abzusinken.
  • Schwankungsbreiten unverändert
  • An Regentagen schwanken die Temperaturen etwas stärker.

Relative Luftfeuchtigkeite

  • Über der Brut: 45 … 60%, also etwas höher als im September
  • Über der Ecke: 63 … 73%, also niedriger als im September
  • Wenn mehrere Regentage nacheinander kommen, dann steigt die Luftfeuchte in der Mitte auf 61 … 65% und über der Ecke auf 78 … 81%

Die Werte für beiden Positionen liegen jetzt enger zusammen.

An Tagen ohne Regel liegen alle Luftfeuchte-Werte unterhalb der 80%-Marke! Nur wenn mehrere Regentage nacheinander kommen, steigt die Luftfeucht über der Ecke auf 81%.

Es herrscht Winterruhe, ich störe die Bienen jetzt nicht und lasse die Beute geschlossen.

Temperaturen

  • Die Außentemperaturen gehen nur in wenigen Nächten unter 0 °C. Die Außenluft ist demzufolge meist feucht.
  • Die Innentemperatur in der Dicken Beute schwankt wenig und man muss genau hinschauen, um zu sehen, das der Temperaturbereich innen nur ein klein wenig höher liegt als draußen. In kalten Nächten herrscht auch in der (Innen-)Ecke der Beute Frost! Der zentrale Messfühler zeigt fast durchgängig leicht höhere Temperaturen als der am Rand.
  • Anfang Oktober habe ich vergleichbare Messungen an meiner Warré-Beute (Volk: Dorer) begonnen. Ab Mitte November ist deutlich zu erkennen, dass die zentralen Temperaturen in der Warré-Beute mehrere Grad über denen der Dicken Beute liegen.

Relative Luftfeuchtigkeit

  • In der Dicken Beute hat sich Anfang November die Luftfeuchte erhöht und liegt jetzt im Bereich zwischen 60 un 85 %. Die Messwerte in der Mitte und am Rand liegen dicht beieinander.
  • Bei der Warré-Beute fällt auf, dass die Luftfeuchte am Rand im Vergleich höher ist als bei der Dicken Beute: sie geht bis an die 90 %-Marke.

Bei der ersten Durchsicht Ende März fand ich in keiner der beiden Beuten Anzeichen von Schimmel.

Temperaturen

  • Die Temperaturen in der Dicken Beute schwanken nur sehr gering und praktisch immer innerhalb der Außentemperaturen, d.h. die Wärmekapazität der dicken Wände sorgt dafür, dass es nie kälter als draußen wird. Aber es wird auch nie wärmer.
  • In der Warré-Beute steigen die Temperaturen im Inneren langsam aber stetig an. Mitte Januar liegen die Mitte-Temperaturen etwa 5 Grad über der Außentemperatur, dieser Abstand steigt bis Ende März auf ca. 20 Grad. Dabei sind die Schwankungen von Tag zu Tag im Innern geringer als draußen – das Volk reguliert sein Temperatur.

Relative Luftfeuchtigkeit

  • Die Relative Luftfeuchte im Innern bleibt im Bereich 70 bis 80 Prozent. Erst ab Mitte März sinkt bis in den 60-Prozent-Bereich.
  • In der Warré-Beute nimmt die Relative Luftfeuchte in der Mitte schon ab Mitte Januar stetig ab, bis in den Bereich 50 bis 70 Prozent. Die Luftfeuchte am inneren Rand nahm eher noch zu und ging erst ab Mitte März dauerhaft unter 80 Prozent. Das Temperatur- und Feuchtigkeitsgefälle innerhalb der Beute deutet auf Aktivität (Brut) hin.

Zusammenfassung

Ende März habe ich in der Warré-Beute ein vitales Volk auf 1½ Zargen vorgefunden.

Das Volk in der Dicken Beute Nr. 1 war zwischen Januar und März leider verstorben. Ende Januar hatte ich noch vereinzelte Bienen dieses Volkes fliegen sehen. Auf den Waben warren noch wenige, erstarrte Bienen, auf dem Boden lagen etwa eine Handvoll toter Bienen. Es war noch einiges an Wintervorrat da und kleinere Pollenflächen, keine weiteren Auffälligkeiten. Ich kann nur vermuten, dass das Volk doch zu klein für die Überwinterung war. Möglicherweise hat auch eine Rolle gespielt, dass sie es von Anfang Juli bis in den Herbst nicht mehr geschafft hatten, die Ritzen zu verkitten. Erfahrung umsetzen: Ab der nächsten Dicken Beute wird auf jeden Fall richtig dicht gebaut!

In der Warré-Beute ist im Verlauf der Temperatur und der Relativen Luftfeuchte der langsame Beginn des Brutgeschehens im Januar gut zu erkennen. Auch klaffen die Werte für die Luftfeuchte in der Mitte und am Rand mehr und mehr auseinander.

Bei der Dicken Beute fehlt diese Entwicklung ab dem Jahreswechel. Die Dicke Beute hat im Inneren fast durchgängig Relative Luftfeuchtigkeitn unter 80 Prozent, nur am Rand wird diese Grenze zeitweise überschritten.

In der Warré-Beute schwankt die Relative Luftfeuchtigkeit am Rand den ganzen Winter über um die kritische 80-Prozent-Marke (Rand), in der Mitte liegt sie fast durchgängig deutlich darunter.

Ein Vergleich beider Beuten wäre nicht aussagefähig, weil das Volk in der Dicken Beute irgendwann im Winter immer kleiner wurde und dann verstorben ist. Die Randbedingungen sind damit zu unterschiedlich.

2019-20 Andrej Barth, Kontakt-Email