Dicke Beute – Leimen mit Kasein-Leim

Leim, Holzleim, Kasein, Casein, Kaseinleim, Milcheiweiß, Protein, Quark, Käse, Kalk, Sumpfkalk, gelöschter Kalk, Löschkalk, Kalkhydrat, Weißkalkhydrat, Hydratkalk, Calciumhydroxid, Wasserglas, Kaliwasserglas, Kaliwasserglasbinder

Warum Kasein-Leim?

Ich habe mich entschlossen, Holz­verbin­dungen bei der Dicken Beute mit Kasein-Leim her­zustellen, weil Kasein-Leim

  1. nur aus natürlichen Zutaten hergestellt wird und löse­mittel­frei ist und
  2. wasserfest und hitzebeständig ist.

Kasein-Leim ist also gut für Holzverbindungen im Freien geeignet, wenn ich mir keine Sorgen um irgend­welche chemischen Zusätze machen möchte. Die Bienen haben das verdient!

Kasein-Leim mit heutigen Zutaten herstellen

(Früher wurde oft Quark/Topfen oder Käse genommen, um Milch­eiweiß zu gewinnen. Heute gibt es die wichtigen Zutaten preiswert fertig zu kaufen.)

Wasserglas ist kein Trinkgefäß sondern ein dick­flüssiges, wasser­lös­liches Kalium­silikat. Es kommt erst seit den 1930ern als Zutat in den Kasein-Leim. Es soll die Zeit ver­längern, innerhalb derer der Leim flüssig ist und ver­arbeitet werden kann (die sogenannte Topfzeit).

Wo kaufe ich die Zutaten?

Meine Empfehlung: Bei www.sehestedter-naturfarben.de gibt es die drei Zutaten als abge­stimm­tes Set (in unter­schied­lichen Größen) zum portions­weisen Anrühren.

Kasein-Pulver und Sumpfkalk habe ich außer bei Sehe­stedter Natur­farben auch bei shop.streichgut.com und www.kremer-pigmente.com gefunden.

Den Kalk kann man in zwei unter­schied­lichen Formen kaufen: als Weiß­kalk­hydrat = Kalzium­hydroxid (Pulver, zum selber Aufrühren) oder als Sumpfkalk = Lösch­kalk (Paste). Sumpfkalk enthält schon einen gewissen Anteil Wasser, den man beim Anrühren mit­rechnen muss.

Kaliwasserglas gibt es bei diesen drei Spezial-Läden. Außerdem habe ich es auf Anhieb auch beim ersten besten Baumarkt gefunden.

Weiter benutze ich

Kasein-Leim herstellen

Mit Kaliwasserglas oder ohne?

Zuerst entscheide ich mich, ob ich nur eine sehr kleine Menge Leim benötige, die ich in wenigen Minuten ver­arbei­ten kann. Kasein-Leim aus Kasein und Sumpfkalk ohne Wasser­glas bleibt nicht lange dünn­flüssig. Er wird in zehn bis zwanzig Minuten zumindest so zäh, dass er sich nicht mehr ver­arbeiten lässt. Wenn es länger dauern wird, dann ent­scheide ich mich für Kasein-Leim mit Wasserglas.

Sumpfkalk vorbereiten

Der Sumpfkalk steht in einem Schraub­glas im richtigen Mischungs­verhältnis Kalk : Wasser bereit.

(Ich mische das Kalziumhydroxid-Pulver mit der entsprechenden Menge Wasser, und zwar soviel wie locker in des Schraub­glas passt. Zuschrauben, schütteln, dann einfach stehen­lassen! Das Mischungsverhältnis 3 : 8 übernehme ich aus der Tabelle unten.) Wenn ich es richtig ver­stan­den habe, ist hier die Zeit nicht wichtig. Man kann das Sumpfkalk jahrelang auf Vorrat stehen haben oder auch unmittel­bar vorher anrühren.

Den Kasein-Leim anrühren

  1. Ich verrühre das Kasein-Pulver mit Wasser. Im einfachen Falle rühre ich ordent­lich mit dem Spatel. Wenn es gut werden soll, dann benutze ich den kleinen elektri­schen Milch­aufschäumer (unten anfangen, damit es nicht spritzt). Ein paar Minuten sumpfen (= quellen) lassen.
    Manche empfehlen auch, diese Stufe mehrere Minuten, Stunden oder gar über Nacht sumpfen zu lassen. Letztlich ist es wichtig, dass keine Körner oder gries­artige Klumpen mehr in der Lösung sind.
  2. Von dem durchgemischten Sumpfkalk gebe ich die passende Menge mit dem Löffel dazu und rühre/​quirle wieder. Die Masse wird deutlich dickf­lüssiger, es kann also sein, dass der Milch­aufschäumer an seine Grenzen kommt. Es ist wieder wichtig, dass alles sehr gut vermischt ist. Der Leim sollte glatt und cremig (nicht körnig) sein. Wie dünn- oder dickf­lüssig er jetzt ist, kann ich in gewissen Grenzen mit der Wasser­gabe steuern.
  3. Kasein-Leim nach dem ursprünglichen Rezept ist damit fertig und möchte jetzt zügig genutzt werden. Für ein paar Klebe­flächen reicht die Zeit aber allemal.
  4. Wenn mehr als nur ein paar schnelle Klebe­flächen auf dem Plan stehen, dann:

  5. Nach etwa zwei Minuten sollte das Gemisch gut verrührt sein und beginnt, fester zu werden. Dann gieße ich den Anteil Kali­wassergas hinzu. Wieder gründlich verrühren, entweder mit dem Spatel oder dem kleinen elektri­schen Quirl. Damit wird die Topfzeit sehr viel länger, ich habe jetzt bis zu zwei Stunden Zeit, den Leim zu ver­ar­beiten! Auch kompli­zierte Klebungen kann ich jetzt ohne Zeitdruck durchführen.

Ob man Wasser oder eine der anderen Zutaten nach­träg­lich noch hinzu­fügen kann, darüber habe ich wider­sprüch­liches gelesen.

Wieviel wovon?

Die Mengenangaben auf dem Set nutzen erst etwas, wenn ich weiß, wieviel Leim ich für meine Klebe-Fläche brauche. Das ist mein Erfahrungs­wert: Für eine Klebe­fläche von 20 dm² beginne ich das Rezept mit 40 g Kasein. Wenn am Ende noch Wasser­glas dazukommt, wird der Leim damit um ca. 15% »gestreckt«. Dann kann ich im Zweifels­fall ein bisschen weniger ansetzen. Wenn die Klebe­flächen sehr plan sind, dann genügt meist weniger Leim.

Zu Beginn summiere ich also im Kopf die Klebe­flächen. Das ist sowieso eine gute Sache, weil ich so den Ablauf nochmal durch­denke, bevor der Leim fertig ist. Ich rechne in Quadrat­dezi­metern, das ist aus­reichend genau.

Hier für den Anfang das Rezept für etwa 1 Liter Kasein-Leim (aus­reichend für etwa 1 Quadrat­meter Klebe­fläche; nach dem Rezept von Sehe­stedter Naturfarben):

Rezept für etwa 1 kg Kaseinleim
Kasein Wasser Sumpfkalk Wasserglas
(optional)
Kalk Wasser
200 g 500 g 275 g 140 g
75 g 200 g

Die grauen Werte stehen für die Bestand­teile des Sumpf­kalks, für den Fall dass ich diesen noch anrühren muss.

Und hier kommt ein Verhältnis-Rechner für kleinere Mengen:

Klebefläche:


Rezept für etwa Kaseinleim
Kasein Wasser Sumpfkalk Wasserglas
(optional)
Kalk Wasser
20 g 50 g 28 g 14 g
8 g 20 g

Verwechslungsgefahr: Mitunter wird auch eine fertige Mischung zum Grundieren von Ober­flächen beim (Haus-)Bau als Kasein-Leim bezeich­net. Diese enthält aber noch andere Bestand­teile und erfüllt andere Zwecke. Also: Augen auf!

Aussprache: Kasein [kazeˈiːn] , e und i werden getrennt ausgesprochen

Quellen

de.wikipedia.org/wiki/Holzleim#Kaseinleim
de.wikipedia.org/wiki/Calciumhydroxid
de.wikipedia.org/wiki/Sumpfkalk
de.wikipedia.org/wiki/Wasserglas
Sehestedter Kaseinleim Rohstoff-Set, Beipackzettel
Herstellung von Kaseinleim im Forum www.velomobilforum.de/wiki
Kaseinleim im Forum von www.woodworking.de

Seite erstellt am 18. Januar 2021, zuletzt bearbeitet am 19. Januar 2021 Andrej Barth, Kontakt-Email