Temperatur und Luftfeuchtigkeit in den Dicken Beuten Nr. 1 und Nr. 2

Im Winter 2020/21 habe ich bei meinen Dicken Beuten Nr. 1 und Nr. 2 jeweils Temperatur und Relative Luftfeuchtigkeit im Innern gemessen, und zwar mehrmals für jeweils 5 Tage in Folge.

Das Volk in der Dicken Beute Nr. 1 ist im Winter verstorben, vermutlich bereits im Dezember. Diese Werte taugen also nur zum Vergleich.

Gemeinsamkeiten:

Unterschiede:

Aussagen über das Beutenklima (Temperatur, Relative Luftfeuchtigkeit, Schimmelanfälligkeit) in der Dicken Beute treffen, dabei nur soviel Aufwand wie nötig treiben

Mein besonderes Ziel war diesmal, Zahlen für die Dämmung und Dämpfung beider Beute zu bekommen.

  1. Wie verläuft die Innentemperatur in Abhängigkeit der Außentemperatur? (Dämmwirkung, Isolation der Wände)
  2. Wie stark dämpfen die Wände Temperaturschwankungen von außen? Wie stark/wie schnell folgt die Innentemperatur der Außentemperatur?

Zwei gleiche Messgeräte pro Beute: Zwei kombinierte Thermometer/Hygrometer mit Messfühler an Kabeln (»TFA TERRACHECK Thermo-/Hygrometer«, Foto, gekauft bei conrad.de).

Ich habe die zwei Messfühler so platziert:

  1. Direkt über der Mitte der besetzten Waben, zwischen Abdecktuch auf den Oberträgern und Dämmkissen.
  2. In der Ecke über den Waben, zwischen Abdecktuch auf den Oberträgern und Kissen

Messfühler zwischen Oberträgern und Isolation: Auf den Oberträgern liegt ein dickes Leinentuch als Schutz und für die Propolisierung durch die Bienen. Darüber befindet sich die »Schapka«, ein Rahmen mit einem Dämmkissen. Das Dämmkissen ist mit Kapok-Fasern gefüllt und sorgt für eine gute Isolierung. Es nimmt leicht Feuchtigkeit auf und gibt sie genauso leicht wieder ab. Die Messfühler habe ich auf dem Leinentuch, unter der Schapka plaziert.

Ablesezeitpunkte: Ich lese täglich am späten Vormittag die Temperaturen und Werte für die relative Luftfeuchtigkeit ab. Damit möchte ich sicherstellen, dass ich jeweils den tiefsten und höchsten Wert des Vortages und der vergangenen Nacht ablese. Die Temperatur erreicht meist am Nachmittag den Höchstwert und am frühen Vormittag den Tiefstwert. Bei der Luftfeuchte ist es ungefähr umgekehrt.

Die Messwerte sind in dieser Tabelle aufgelistet.

Zum Vergleich habe ich aus den Messreihen von 2019/20 die passenden Messwerte von der Warré-Beute für die gleichen Kalendertage danebengestellt.

Kennzeichnung Werte
schwarz Datumsangaben, tägliche Temperatur-Messwerte (und deren Differenzen)
rot Temperaturen: Mittelwerte
Für jede Fünf-Tage-Reihe habe ich den Durchschnitt (= Mittelwert) aller Minima und Maxima gebildet.
grün Temperaturen: Differenz Innen- zu Außentemperatur
Um wieviel höher liegt die Innentemperatur, verglichen mit der Außentemperatur. Diese Differenz habe ich für beide Innen-Temperaturen gebildet, jeweils für die berechneten Mittelwerte.
blau Temperatur: Differenz zwischen Höchst- und Tiefstwert
Das ist der Mittelwert der täglichen Differenzen von Temperaturmaximum und -minimum.
schwarz, fett Temperatur-Amplituden-Dämpfung
Dieser Wert setzt immer einen Innen-Messwert und einen Außen-Messwert ins Verhältnis, und zwar konkret die Temperaturdifferenzen. Die Temperatur-Amplituden-Dämpfung gibt also an, um wieviel die Innentemperatur schwankt, wenn die Außentemperatur um 1 Kelvin (= 1 Grad) schwankt.

Für eine statistische Auswertung habe ich zu wenig Messwerte erfasst. Mir geht es erstmal um qualitative Aussagen.

Ich streiche gedanklich immer den größten und den kleinsten Wert als Ausreißer weg.

Dicke Beute Nr. 1 Dicke Beute Nr. 2 Warré-Beute (2019/20)
Wandstärke 50 mm,
ohne Bienenvolk
Wandstärke 90 mm Wandstärke 25 mm
Innen wärmer als draußen -0,6 K … 0,1 K 2,2 K … 9,4 K 1,7 K … 6,1 K
Tägliche Temperaturschwankungen innen 2,1 K … 7,7 K 2,0 K … 8,8 K 2,5 K … 7,8 K
Temperatur-Amplituden-Dämpfung 0,39 … 0,54 0,24 … 0,57 0,41 … 0,63

Zusammenfassung

Wärmedämmung, bewohnte Beuten: Die Dicke Beute Nr. 2 dämmt etwas besser als die Warré-Beute. Der Unterschied rechtfertigt aber kaum den höheren Aufwand beim Bau dieser Beute.

Temperatur-Amplituden-Dämpfung: Wenn überhaupt ein Unterschied zu erkennen ist, dann schneidet die Dicke Beute Nr. 2 etwas besser als die Nr. 1 und diese etwas besser als die Warré-Beute ab. Das würde mit der Wandstärke korrelieren. Wenn die Temperatur in der Warré-Beute um 4 K schwankt, dann schwankt sie in der Dicken Beute Nr. 2 um 3 K. Aber ein belastbarer direkter Vergleich ist das nicht; im direkten Vergleich der 5-Tage-Blöcke zeigen sich zu viele Unterschiede.

Der Vergleich mit der Warré-Beute ist nur informativ. Es wird beim genauen Hinschauen schnell klar, dass unterschiedliche Außentemperaturen die Werte für die Innentemperaturen nicht vergleichbar machen.

Meine Messungen ergeben also keinen Nachweis für eine deutlich bessere Wärmedämmung und Dämpfung der Dicken Beute. Vermutlich ist die Masse bzw. Wandstärke als Wärme-Speicher einfach noch zu gering.

Ausblick

Um eine belastbare Aussage treffen zu können, werde ich die nächste Messreihe mit gleichen Zeitreihen durchführen.

Für eine statistische Auswertung brauche ich mehr Messwerte.

2021 Andrej Barth, Kontakt-Email